Stephan Ganders Erfahrung beim Red Bull Dolomitenmann 2023

13. März 2024 / Gepostet von Marmot Mountain Europe GmbH / Text und Fotos: Stephan Gander


Als ich im März 2023 mit einer Schulterverletzung zuhause lag und mich langweilte, rief plötzlich mein Bruder Manuel an: „Hey Stephan, willst du beim Red Bull Dolomitenmann mitmachen?“ Er wurde von seinem Arbeitskollegen gefragt, aber hatte leider schon einen Urlaub gebucht. Den Dolomitenmannwettkampf gibt es seit 1988 und er gilt als der härteste Teamwettbewerb der Welt! Der Staffelwettbewerb setzt sich aus Berglaufen, Paragleiten, Mountainbiken und Kajaken zusammen.

Da ich den Wettbewerb kannte, überlegte ich nicht lang und sagte natürlich zu.

Ich war bereits ein begeisterter Paragleiter, doch von nun an informierte ich mich genauer über diese Disziplin. Ich schaute Videos an, studierte Berichte und die Regeln. Im April traf ich mich dann das erste Mal mit unserem Team. Wir stellten uns wie folgt zusammen:

Berglauf: Manuel Waldhart

Paragleiten: Stephan Gander (Ich)

Mountainbike: Stephan Niedrist

Kajak: Sabrina Bram

Ich stellte von Anfang an fest, dass wir ein cooles Team zusammengestellt hatten und daraus haben sich auch tolle Freundschaften gebildet. Seit 2023 ist es erlaubt, dass auch Frauen am Dolomitenmann teilnehmen dürfen, somit gab es mehrere Mixed- und Damen Teams.

 


Trainingsstart mit Hindernissen

Ich organisierte über meinen Sponsor Marmot diverse hochwertige Bekleidungsausrüstung für unsere Athleten. Wir freuten uns riesig über die Sachen. Danke nochmal!

Da ich leider immer noch verletzungsbedingt eingeschränkt war, saß ich viel auf dem Hometrainer und konnte es kaum erwarten, wieder mit meinem Paragleiter am Werk zu sein.

Am 1.Mai war es dann so weit. Der Doktor und die Physio-Therapeutin waren zwar nicht begeistert, aber ich war wieder in der Luft am Werk. Ein unbeschreibliches Gefühl nach zwei Monaten Pause und etlichen Stunden am Hometrainer wieder diese Freiheit genießen zu dürfen.

Von nun an konnte das Training starten. Allerdings noch nicht mit voller Intensität. Bei längeren Flügen oder weiteren, schwierigen Aufstiegen verspürte ich immer wieder ein Schmerz in meiner rechten Schulter. Doch mithilfe der Therapie und viel Zuspruch wurde es von Woche zu Woche besser.

Ich trainierte mit Markus Gründhammer, einem Gleitschirmentwickler, das Packen des Schirmes und den Startvorgang. Immer wieder packte ich den Schirm, lief ein Feld hinauf, trainierte den Startvorgang, landete, und dann ging es wieder von vorne los. Nahezu jede freie Minute wurde von mir für das Training ausgenutzt!

Natürlich muss auch der Körper trainiert werden, viel am Werk war ich in den Kalkkögel und Stubaier Alpen, da hier das Gelände ähnlich ist wie in den Osttiroler Dolomiten. Das waren somit die besten Bedingungen, um den Körper auf den Wettkampf zu trainieren.

 


Die Generalprobe: ein letztes Training und Briefing vor dem Event

Am 8. September, einem Tag vor dem Event, war der offizielle Trainingstag. Nur dann darf mit Zwischenlandung auf der Moosalm trainiert werden – aus Sicherheitsgründen.

Somit hat man nur einen Tag Zeit, sich die genaue Strecke anzuschauen. Mein Vater (gebürtiger Ostirroler und Ortskundiger) holte mich früh am morgen ab und wir fuhren gemeinsam nach Osttirol um uns die Strecke anzusehen. Wir stiegen am Morgen bei sehr hohen Temperaturen und traumhaften Wetter die Berglaufstrecke hinauf, auf das Kuhbodentörl. An dieser Stelle übergibt der Bergläufer an den Paragleiter. Vom Übergabepunkt geht es dann über eine Steile Gebirgsflanke zum sehr steilen Startplatz. Ich flog die Strecke inklusive Zwischenlandung auf der Moosalm problemlos durch.

Dann hieß es: Training endgültig abgeschlossen, Strecke abgeflogen, bereit für das Briefing am Vorabend.

Im Briefing wurden dann die Regeln, der Ablauf und der genaue Schlachtplan des Wettbewerbs genau besprochen. Uns wurde sofort klar, dass der Wettkampf für uns nicht einfach werden wird. Die Regeln waren streng und die Zeiten für jede Disziplin sehr knapp berechnet. Dies gab uns allerdings nochmal die Motivation einfach alles zu geben.

 


Es geht los: 3,2,1 und Start!

Einen Tag später, am 9.September war es dann so weit. Strahlend blauer Himmel, kein Wind und einfach traumhafte Bedingungen für meine Disziplin, das Paragleiten. Wir wurden um 07:00 Uhr in Lienz am Hauptplatz abgeholt und in Richtung Startplatz gebracht. Um die Kräfte für die Athleten zu schonen, wurde der Gleitschirm mit dem Helikopter auf den Startplatz geflogen. Dies vereinfachte uns den Aufstieg zum Startplatz sehr.

Jedoch wurde mir bei diesem Aufstieg klar, dass heute ein heißer Tag werden wird. Doch dies war nicht nur für mich, sondern für alle eine zusätzliche Belastung und Schwierigkeitsgraderhöhung. Am Startplatz angekommen nahmen wir dankend die Getränke entgegen, welche uns angeboten wurden.

Die Spannung stieg von Minute zu Minute und wir wurden immer nervöser und nervöser. Circa einhundert Starter, sämtliche Helfer und zig Zuschauer teilten sich den felsigen Platz am Kuhbodentörl.

Das Event startete mit den Bergläufern in Lienz um 10:00 Uhr. Wir wurden immer live über ein Mikrofon am Startplatz informiert.

Manuel, unser Bergläufer hat am Vortag geschätzt, dass er gegen 12:00 Uhr am Übergabe-Punkt ankommen wird. Ich hoffte, dass er den Berglauf von 2000hm in unter 2h 15min meistern würde. Ansonsten erfolgt laut Dolomitenmann Briefing ein Massenstart der Paragleiter. Und dieses Chaos wollte ich unbedingt vermeiden. Gespannt wartete ich auf Manuel, ich wusste dass ein Berglauf von 10:00 – 12:00 Uhr bei solch einer Hitze nicht gerade einfach werden wird.

 


Unter Zuschauerbeifall geht es auf in die Lüfte

Als nach etwa einer Stunde der erste Bergläufer ins Ziel kam stieg die Anspannung immer weiter an. Nach 1h 58min war es dann so weit. Manuel klatschte sich mit mir ab und ich stürmte los zum ersten Startplatz. Lange dauerte es nicht und ich spürte den Anstieg von mehr als 2000 Höhenmetern vom Vortag in meinen Füßen und Beinen. Aber egal, die Zuschauer feuerten mich derart an, dass ich einfach nur alles geben konnte. Am ersten Startplatz angekommen suchte ich mir einen freien Platz, warf meinen Schirm auf den Boden, sortierte meine Leinen und los gings. Perfekt, ab in die Luft. Ein wirklich gutes Gefühl.

In Richtung des ersten Landepunktes haben mich leider in der Luft schon mehrere Teilnehmer überholt. Ich war mit meinem Skyman Schirm einfach einen Tick langsamer als sie. Aber auch kein Wunder… die Firma NOVA baut speziell für diesen Wettbewerb einen Gleitschirm. Geschätzt die Hälfte der Athleten gingen auch mit diesem an den Start. Somit war es für mich in der Luft schwierig mit anderen mitzuhalten. Ich bleibe allerdings auch zukünftig meinem Skyman Schirm treu.

In Richtung des ersten Landeplatzes gab es plötzlich mäßige Turbulenzen. Daraufhin musste ich das Beschleunigungssystem wieder rausnehmen. Aber es musste weitergehen.

Ich sammelte all meine Konzentration für die erste Landung zusammen. Zum einen war hier viel los in der Luftund zum anderen wollte ich möglichst nahe an dem Red Bull Bogen landen. Um Zeit zu sparen. Das haben sich allerdings alle anderen Teilnehmer auch vorgenommen.

 


Die nächste Etappe startet

Nach der Landung ging es mit dem geschulterten Schirm circa 150hm Bergauf zum zweiten Startplatz. Und wieder feuerten uns Paragleiter hunderte Zuschauer an. Ein wirklich tolles Gefühl, das mich wieder voll motiviert hat und die Müdigkeit verschwinden ließ.

Vom zweiten Startplatz ging es weiter in Richtung Dolomitenstadion. Der Übergabepunkt mit den Mountainbikern.

Nach der Übergabe machte sich unser MountainbikerStephan Niedrist,auf den Weg. Er hatte allerdings leider etwas Pech auf der Strecke.

Im Rennen hatte er zweimal einen Platten und fiel somit relativ weit nach hinten ab.

Nach dem Mountainbikerrennen gingen wir zusammen als Team zum Ziel, dort warteten wir gespannt auf Sabrina Bram - unsere Kajakerin.

Nach insgesamt 06h 20min war es dann so weit. Sabrina stürmte mit dem geschulterten Kajak durch die Ziellinie.

 


Eine tolle Leistung und das Ende eines anstrengenden Wettbewerbes

Für uns das Allerwichtigste: Alle sind gesund und ohne Verletzungen im Ziel angekommen.

Der härteste Teamwettbewerb der Welt wurde von uns erfolgreich gemeistert. Zwar mit ein paar Pannen bei der Mountainbikeetappe, aber egal. Wir haben noch ein gemeinsames Abendessen und die anschließende Aftershow Party zusammen genossen.

Es war ein cooles Erlebnis, mit einer wahnsinnigen Stimmung und einem neuen Zuschauerrekord von ca. 30.000 Personen.

Einen Tag nach den Rennen ging es für meine Freundin und mich direkt nach Italien und an den wohlverdienten Strand um ein paar Tage zu entspannen. Danke an meine Sponsoren für die Unterstützung: Solche Erlebnisse prägen mein Leben und dieses besondere Abenteuer werde ich nie vergessen.

 


Die zusammengefassten Ergebnisse

Kurze Infos zu den jeweiligen Disziplinen:

Berglauf: Länge: 12 km | Höhenmeter: 2.000 m | Start: 10.00 Uhr Hauptplatz Lienz

Paragleiten: Start auf: 2.441 m | Aufstieg: > 500 hm

Mountainbike: Uphill: 19 km | Downhill: 13 km | Höhenmeter: 1.600 m

Kajak: Regatta: 6 km | Sprung aus: 7 m Höhe


Unsere Teamklamotten:

Marmot Windridge Graphic Shortsleeve T-Shirts

Marmot Coastal Hoodies

Marmot Mitre Peak Gore-Tex Jacke

Marmot Superalloy Bio Wind Jacke

Marmot Retro Trucker Hats

Stephan Gander
Österreich
September, 2023
The Send